Krankheitsbild Borreliose
Es gibt eine Reihe von Symptomen, die für die einzelnen
Stadien einer Borrelienerkrankung typisch sind. Daneben
kann sich die Borreliose aber zusätzlich durch eine Vielzahl
von unspezifischen Beschwerden wie Müdigkeit,
Kopfschmerzen, Fieber, Nackensteifigkeit, Sehbeschwerden,
Schwindel, Übelkeit und Erbrechen sowie psychische
Veränderungen manifestieren.
1. Stadium: Lokalinfektion
Ab Übertragung des Erregers kann es nach einer Inkubationszeit von meist 5 – 29 Tagen zu einer Lokalinfektion der Haut kommen, die mit einem charakteristischen Hautausschlag, dem Erythema (chronicum) migrans (Wanderröte) einhergeht. Ein Fleck, heller roter Ring oder auch Doppelring, typischerweise im Zentrum blasser als am Rand, weitet sich von der Einstichstelle der Zecke nach außen aus (daher der Name). Außer dass manchmal ein Jucken oder auch Stechen auftritt, schmerzt diese Rötung nicht.
Die Wanderröte erscheint oft zusammen mit unspezifischen Allgemeinsymptomen wie Fieber, Kopfschmerz oder Magen-Darm-Beschwerden (s. u.). Klassischerweise bilden diese Symptome zusammen das klinische Stadium I der Borreliose. Das Erythema migrans ist ein eindeutiges Symptom für eine Borrelieninfektion, allerdings tritt nicht in allen Fällen von Borreliose-Infektionen eine Wanderröte auf; aus dem Nichtvorliegen nach einem Zeckenbiss kann also nicht geschlossen werden, dass keine Borreliose-Infektion erfolgt ist. Der Ausschlag verschwindet manchmal ohne Therapie, kann aber auch über Monate bestehen. Ein Rückgang des Erythema migrans ist kein Beleg für eine Heilung, da der Erreger gestreut haben kann
Typischerweise tritt innerhalb von 10-14 Tagen nach der erfolgten Borrelieninfektion eine sogenannte „Borreliose-Grippe“ auf mit allen Symptomen einer Grippe außer den üblichen Infektzeichen wie Schnupfen oder Husten. Fieber kann, muss aber nicht mit dabei sein. Des Weiteren können sich erhebliche Müdigkeits- und Erschöpfungsgefühle oder neu auftretende und wieder verschwindende Gelenkschmerzen zeigen. Meist besteht ein diffuses Krankheitsgefühl mit beeinträchtigtem Allgemeinbefinden, ohne dass eine Krankheit richtig fassbar wird. Auch Darmsymptome sind nicht selten und werden dann als Sommerdarmgrippe diagnostiziert, ohne dass der Zusammenhang zur Borrelieninfektion hergestellt wird. Dies gilt vor allem für die Fälle, die keine Wanderröte entwickeln. Ab dem Zeitpunkt der Borrelieninfektion werden auch Impfungen, Narkosen oder banale Infekte deutlich schlechter vertragen.
Im ersten Stadium kann die Borreliose noch gut mit Antibiotika (Doxycyclin) behandelt werden. Notwendig ist jedoch eine ausreichend lange und hoch genug dosierte Therapie. Was ausreichend ist, ist in der Wissenschaft umstritten.
2. Stadium: Streuung des Erregers
Nach etwa 4 bis 16 Wochen, nach anderen Quellen nach 20 bis 59 Tagen breiten sich die Erreger im ganzen Körper aus. Die Inkubations- und Latenzzeit kann auch länger sein. Der Patient leidet dann an grippeähnlichen Symptomen wie Fieber und Kopfschmerzen, was die Erkennung der Krankheit erschwert. Charakteristisch sind starke Schweißausbrüche. Durch die Ausbreitung im Körper kann es zu einem Befall der Organe, der Gelenke und Muskeln sowie des zentralen und peripheren Nervensystems kommen. Unter anderem können dabei vorübergehende Gesichtslähmungen auftreten. Typisch sind auch von Gelenk zu Gelenk springende Gelenkschmerzen und Muskelschmerzen. Weiterhin kann es zu Störungen des Tastsinns, Sehstörungen und Herzproblemen kommen, was sich manchmal durch Herzklopfen und hohen Blutdruck sowie Pulsbeschleunigung bemerkbar macht. Das Immunsystem ist in diesem Stadium oft nicht mehr in der Lage, die Infektion zu bewältigen. Borrelien scheinen sich nur kurz im Blut aufzuhalten und sich sehr schnell im Bindegewebe festzusetzen. Hier sind sie vom Immunsystem und durch Antibiotika nur schwer zu bekämpfen.
Ein problematischer Sonderfall ist die sogenannte Neuroborreliose, die zu vielfältigen Erkrankungen der peripheren Nerven und bei circa 10 % der Erkrankungen auch des Zentralnervensystems führen kann. In aller Regel tritt sie in der frühen Erkrankungsphase auf (bis etwa 10 Wochen), in der noch keine Antikörper gebildet wurden. Deshalb müssen in diesem Stadium ausreichend Antibiotika gegeben werden. Die Wahl des Antibiotikums richtet sich nach dem Befall und der Erkrankungsform. Wenn die Borreliose nicht rechtzeitig und ausreichend behandelt wird, so kann die Erkrankung fortschreiten und zu bleibenden Organschäden führen.
3. Stadium: chronische Infektion
Wenn die Borreliose nicht rechtzeitig behandelt wird, kann es zu einer chronischen Infektion kommen. Das heißt, die Krankheit kommt immer wieder oder verschlechtert sich zunehmend. Monate-, aber auch jahrelange symptomfreie Zeiten mit anschließendem Wiederaufflackern der Erkrankung sind möglich. Es sind chronische Erkrankungen der Sinnesorgane und der Gelenke und Muskeln möglich. Die unterschiedlichen Erreger scheinen verschiedene Krankheitsbilder auszulösen: Während bei einem Teil der Patienten fast nur die Gelenke betroffen sind, kommt es bei anderen hauptsächlich zu neurologischen Störungen. Daneben gibt es auch eine Gruppe von Patienten, die Herzprobleme meist verbunden mit Gefäßentzündungen haben. Mischformen sind möglich. Viele Borreliose-Patienten klagen über unerträgliche Erschöpfung, rasche Erschöpfbarkeit und chronische Müdigkeit, die sich auch durch ausreichend Schlaf nicht beseitigen lässt.